Blattläuse

Aphidoidea

Steckbrief

Blattläuse sind im Obstbau mit vielen verschiedenen Arten vertreten, die entweder auf eine Wirtspflanze spezialisiert sind oder ein breiteres Wirtspflanzenspektrum besitzen. Große Bedeutung liegt vor allem in ihrer Rolle als Überträger von Pflanzenviren. Durch ihre Saugtätigkeit entstehen auch direkt Schäden an den Pflanzen und zusätzlich wird durch ihre klebrigen Ausscheidungen die Ansiedlung von Rußtaupilzen ermöglicht.

Aussehen

Blattläuse (Aphidoidea) sind Pflanzensauger und gehören zu den Pflanzenläusen unter den Schnabelkerfen (Hemiptera). Sie sind weichhäutig mit einer rundlich-ovalen Körperform in unterschiedlichsten Größen und Farben, mit und ohne Wachspuder, je nach Art, und besitzen einen Saugrüssel, verschieden ausgebildete Hinterleibsröhren (Siphone) und ein Schwänzchen (Cauda). 

Die winzigen, ungeflügelten Larven werden von Häutung zu Häutung immer größer und sehen den adulten Tieren immer ähnlicher (hemimetabole Insekten), bis entweder ungeflügelte oder geflügelte Individuen entstehen.

In den einzelnen Obstbaukulturen gibt es eine Vielzahl verschiedener Arten, von denen die wichtigsten Arten zur Familie der Röhrenblattläuse (Aphididae) gehören.

Die wichtigsten Arten im Obstbau:

Kernobst:

  • Grüne Apfelblattlaus (Aphis pomi)
  • Apfelgraslaus (Rhopalosiphum insertum)
  • Mehlige Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea)
  • Apfelfaltenlaus (Dysaphis devecta)
  • Mehlige Birnenblattlaus (Dysaphis pyri)
  • Blutlaus (Eriosoma lanigerum)

Steinobst:

  • Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae)
  • Schwarze Sauerkirschenblattlaus (Myzus cerasi)
  • Schwarze Süßkirschenblattlaus (Myzus prunavium)
  • Mehlige Pflaumenblattlaus (Hyalopterus pruni)

Beerenobst:

  • Knotenhaarlaus (Chaetosiphon fragaefolii)
  • Schalottenlaus (Myzus ascalonicus)
  • Kleine Himbeerblattlaus (Aphis idaei)
  • Große Himbeerblattlaus (Amphorophora idaei)
  • Hellgrüne Brombeerblattlaus (Sitobion fragariae)
  • Kleine Stachelbeerblatttrieblaus (Aphis grossulariae)
  • Bleiche Stachelbeerblattlaus (Hyperomyzus pallidus)
  • Kleine Johannisbeerblattlaus (Aphis schneideri)
  • Große Johannisbeerblattlaus (Nasonovia ribis-nigri)
  • Gänsedistellaus (Hyperomyzus lactucae)
  • Johannisbeerblasenlaus (Cryptomyzus ribis)
  • Holunderblattlaus (Aphis sambuci)

Biologie

Blattläuse leben meist in Kolonien, bestehend aus ungeflügelten und geflügelten adulten Tieren und ihren Larven, an Trieben, vor allem an jüngeren, saftigen Trieben (z.B. Triebspitzen), und häufig auf Blattunterseiten, aber auch an Knospen und in Blüten. Dort saugen sie Pflanzensaft, indem sie mit Hilfe ihrer stechend-saugenden Mundwerkzeuge (Saugrüssel) in das Pflanzengewebe (meist Schwammparenchym, selten Siebröhren) stechen.

Es gibt sowohl Arten mit einem Wirtswechsel (Wechsel von Hauptwirt zu Nebenwirt) als auch Arten, die keinen Wirtswechsel durchführen und immer auf der gleichen Wirtspflanze bleiben. Das Aufeinanderfolgen zahlreicher Generationen pro Jahr vom Frühling (etwa ab April) bis in den Spätsommer und Herbst hinein ist für Blattläuse sehr bezeichnend, häufig im Wechsel zwischen geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Vermehrung durch Parthenogenese (Jungfernzeugung), die oft zu Massenvermehrungen führen kann. Die Überwinterung erfolgt entweder im Larvenstadium, als adultes Tier oder mit Wintereiern.

Schadsymptome

Ein Auftreten der Blattläuse ist entweder durch die Tiere selbst oder durch die Schäden, die sie verursachen, festzustellen. Die Tiere sind fast immer in mehr oder weniger großen Kolonien mit geflügelten und ungeflügelten Individuen auf den Blattunterseiten, saftigen Trieben und auch an Knospen und in Blüten zu sehen.

Durch den Saftentzug und den dabei von den Blattläusen ausgeschiedenen Giftstoffen reagiert die Pflanze häufig mit Blattverformungen und Wachstumshemmungen, wie z.B.: 

  • gekräuselte, eingerollte Blätter
  • Falten
  • Gallbildungen und andere Wucherungen
  • Verfärbungen
  • Triebstauchungen
  • Bildung von Blattnestern
  • Verkümmern der Triebspitzen
  • Absterben befallener Teile 

Zusätzlich siedeln sich an den süßen, klebrigen Kotausscheidungen (Honigtau) verschiedene Rußtaupilze auf Früchten und anderen Pflanzenteilen an, wodurch ein schwärzlicher Belag entsteht.

Im Winter findet man die schwarz glänzenden Wintereier (0,5 – 0,6 mm) der wirtswechselnden Blattlausarten meist einzeln an den Trieben, Knospen, in Astlöchern und Rindenritzen und –rissen, oder auch in Massen (wie bei der Grünen Apfelblattlaus).

Wirtspflanzen

Blattläuse sind an jeder Obstkultur zu finden, entweder mit spezifischen Arten oder mit Arten, die auf mehreren Wirtspflanzen vorkommen.

Verbreitung

Blattläuse sind weltweit verbreitet.

Ausbreitung und Übertragung

Die Ausbreitung erfolgt aktiv durch die geflügelten Formen, die vor allem der Verbreitung und dem Wirtswechsel dienen, oder passiv durch Windverdriftung. 

Auch Ameisen begünstigen die Ausbreitung von Blattläusen, da sie die Blattläuse vor Feinden schützen und verbreiten.

Wirtschaftliche Bedeutung

Große Bedeutung liegt vor allem in ihrer Rolle als Überträger (Vektor) von Pflanzenviren, wie z.B. das Sharka-Virus an Zwetschke durch die Grüne Pfirsichblattlaus. Durch ihre Saugtätigkeit werden direkt Schäden an den Pflanzen hervorgerufen und zusätzlich wird die Ansiedlung von Rußtaupilzen ermöglicht, wodurch die Blätter und Früchte mit schwärzlichen Belägen überzogen sind.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Förderung und Einsatz von natürlichen Feinden: z.B. Marienkäfer, Schwebfliegenlarven, Florfliegenlarven, Schlupfwespen, Spinnen, Laufkäfer, räuberische Wanzen, Vögel. 
  • Anwendung von „gegen am Baum überwinternde tierische Schaderreger“ zugelassenen Winter- und Austriebsspritzmitteln (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel) gegen die überwinternden Blattläuse und die Wintereier der Blattläuse während der Vegetationsruhe bzw. während des Austriebs. Auf eine gründliche Benetzung aller Baumteile achten.
  • visuelle Kontrollen von Blättern, Trieben, usw. zur Zeit der Vorblüte, Blüte und Nachblüte, um Information über den vorliegenden Befallsdruck durch Blattläuse zu erhalten. Schadschwellenwerte geben Richtwerte als Entscheidungshilfe für entsprechende Maßnahmen.
  • Ausschneiden und Vernichten der Blattlauskolonien bei nicht zu starkem Befall, um eine Ausweitung des Blattlausschadens zu verhindern. Leimringe an den Stämmen und Stützen verhindern das Aufwandern von Ameisen.
  • Während der Vegetationszeit Anwendung von für diesen Zweck registrierten Pflanzenschutzmitteln, besonders die Zeit unmittelbar vor und nach der Blüte ist für die Blattlausbekämpfung wichtig. Bei wiederholten Behandlungen ist es notwendig, bei der Pflanzenschutzmittelwahl auf einen Wirkstoffwechsel zu achten, um das Aufkommen von Resistenzen zu verhindern (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel). Es ist aber auch auf eine Schonung von nützlichen Blattlausräubern und –parasiten zu achten.

Fachinformation

Publikationen

Lethmayer, C., Rabitsch, W., 2002. Pflanzenläuse (Sternorrhyncha). In: Essl, F., Rabitsch, W. (Ed.), Neobiota in Österreich. Umweltbundesamt, Wien, 316-323.

Lethmayer, C., 2002. Tierische Schaderreger an Holunder: Minierfliegen, Gallmilben & Co. Besseres Obst, 10-11, 6-8.

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Aktualisiert: 16.09.2024