Mpox

Orthopoxviren

Steckbrief

Mpox ist eine Viruserkrankung, ausgelöst durch das Mpox-Virus (MPXV) aus der Gattung Orthopoxvirus, zu der auch die menschlichen Pockenviren gehören. Die Erkrankung ist beim Menschen ähnlich der Pocken, verläuft aber generell milder. Je nach Klade (Virusvariante) unterscheidet sich die Schwere der Erkrankung. Die frühere Bezeichnung „Monkeypox“ bzw. „Affenpocken“ ist eine Fehlbenennung. Der Name entstand 1958, als ein dänisches Labor das Virus in asiatischen Affen erstmals entdeckte. Im November 2022 änderte die WHO den Namen der Erkrankung zu Mpox.

Vorkommen

Mpox ist in vielen Ländern in Zentral- und Westafrika endemisch, wo es in Tierpopulationen, v. a. Kleinsäugern, in Umlauf ist.

Erregerreservoir

In den vergangenen Jahren stellt im Wesentlichen der Mensch das Erregerreservoir dar. Die natürlichen Wirte des Mpox-Virus (MPXV) sind hauptsächlich kleine, waldbewohnende Nagetiere, wie afrikanische Streifenhörnchen, Siebenschläfer oder Gambia-Riesenhamsterratten.

Infektionsweg

Mpox kann durch Körperkontakt mit einer infektiösen Person, mit kontaminiertem Material (z. B. Kleidung, Bettbezug) oder mit infizierten Tieren übertragen werden. Die Übertragung geschieht dabei durch Sekrete und Tröpfchen sowie Kontakt mit Hautläsionen bzw. Krusten infizierter Personen, oder Kontakt mit Gegenständen, die mit der infizierten Person in Berührung waren, beispielsweise, wenn man nach einer infizierten Person im selben Bett schläft. Klade 2 des MPXV wird hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen. Normalerweise standen Mpox-Fälle in Europa mit Reisetätigkeiten in Verbindung oder wurden in Einzelfällen von eingeschleppten Tieren übertragen. Mit dem internationalen Mpox-Ausbruch 2022 wurden in Europa Mensch-zu-Mensch-Übertragungen häufiger festgestellt. Deswegen steht die Krankheit seitdem vermehrt unter Beobachtung.

Inkubationszeit

In der Regel 1 bis 21 Tage. Im Rahmen des weltweiten Mpox-Ausbruchs 2022 wurden sowohl kürzere als auch längere Zeiten beobachtet.

Symptomatik

Hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Husten, Unwohlsein, gelegentlich Durchfall. Im zweiten Krankheitsstadium kann ein pockenähnliches Exanthem (Hautausschlag) auftreten. Die Krankheit verläuft bei Erwachsenen in der Regel mild bis moderat und ist selbstlimitierend. Es kann zu komplizierten Verläufen mit Bildung von schmerzhaften Geschwüren und Absterben von Hautarealen sowie Abszessbildung durch sekundäre bakterielle Infektionen kommen.

Therapie

Es werden die Symptome behandelt. Das Medikament Tecovirimat ist seit Jänner 2022 für die Behandlung von Pocken, Mpox und Kuhpocken in der EU zugelassen. Die Zulassung erfolgt aufgrund der Seltenheit der Krankheiten als so genannte Zulassung unter "außergewöhnlichen Umständen".

Vorbeugung

Vor Mpox kann man sich schützen, indem der Kontakt zu erkrankten Personen oder von diesen benutzten Gegenständen gemieden wird. Häufige anonyme sexuelle Kontakte erhöhen das Risiko. „Safer-Sex“-Regeln reichen bei Mpox nicht aus, da bereits durch Hautkontakt das Virus übertragen werden kann. Eine mit Mpox diagnostizierte Person sollte sich so lange isolieren und den Kontakt zu anderen Menschen meiden, bis der Hautausschlag komplett ausgeheilt ist.

Seit 2022 gibt es in Österreich zwei Impfstoffe gegen Mpox, u. a. auch als postexpositionelle Prophylaxe (PEP), also nach körperlichem Kontakt mit einer an Mpox erkrankten Person.

Situation in Österreich

Seit 23.05.2022 wurden in Österreich 352 Fälle von Mpox gemeldet (Stand 02.09.2024). Davon wurden elf Mpox-Fälle im Jahr 2023 gemeldet, 2024 bisher 14 Fälle. Die Erkrankung ist meldepflichtig.

Gesundheitsministerium: Falldefinition, Empfehlung für die Behördliche Vorgangsweise bei Kontakt mit Mpox (Affenpocken)

Ein gemeinsamer Bericht ECDC/WHO-Regionalbüro für Europa  gibt einen Überblick über die Gesamtzahl der vom ECDC und dem WHO-Regionalbüro für Europa festgestellten Fälle von Mpox.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft Gesundheitseinrichtungen dazu auf, Mpox bei entsprechenden Symptomen als Differentialdiagnose zu bedenken. Erhärte sich der Verdacht auf Mpox, sollen Patienten jedenfalls isoliert und Kontakte nachverfolgt werden. Wer selbst entsprechende Symptome hat, sollte sich von Spezialisten für Infektionskrankheiten untersuchen lassen, besonders Männer, die mit wechselndem Partner Sex mit Männern haben, sollten aufmerksam sein.

Informationen der WHO zu Mpox

Fachinformation

Humanmedizin

Derzeit kursieren folgende Virusvarianten, bzw. Kladen, des MPXV, die sich in der Schwere der Symptome unterscheiden:

Klade 1a und 1b: Diese Virusvarianten der Klade 1 verursachen wahrscheinlich schwerere Krankheitsverläufe mit einer höheren Sterblichkeitsrate als die der Klade 2. Die neue Klade 1b wurde 2023 im Osten von der Demokratischen Republik Kongo entdeckt. Der WHO zufolge weist die Klade 1b eine weitere Anpassung des Virus an den Menschen auf (RKI, Stand: 16.08.2024). Die früher als „Kongobecken- oder Zentralafrika-Klade“ bekannte Variante wurde erstmals in der Demokratischen Republik Kongo nachgewiesen. Seit dem Jahr 2023 breitet sich die Klade 1b immer weiter in DRK und von dort ausgehend in vielen weiteren afrikanischen Ländern aus, die zuvor keine Fälle dieser Klade verzeichneten. Diese rasche Ausbreitung stellt eine erhebliche Herausforderung für die betroffenen Regionen dar. Aufgrund eines starken Anstiegs von Mpox-Fällen in mehreren afrikanischen Staaten im Jahr 2024, ausgelöst durch die Klade 1b, hat die WHO am 14.8.2024 erneut eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite für Mpox ausgerufen.

Klade 2: Diese Virusvariante verursacht in der Regel mildere Krankheitsverläufe mit einer geringeren Sterblichkeitsrate. Sie ist weniger ansteckend, und die Symptome, insbesondere die Hautläsionen, sind weniger ausgeprägt. Zumeist ist die Infektion nach ca. drei Wochen ausgeheilt. Die früher als „westafrikanischer Stamm“ bekannte Klade ist überwiegend in Westafrika, insbesondere in Nigeria, Kamerun, Liberia und Sierra Leone, verbreitet. Im Jahr 2022 breitete sich die Klade 2 international aus, worauf die WHO eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite (PHEIC)“ ausrief. Nachdem der Ausbruch unter Kontrolle gebracht werden konnte, wurde diese Warnstufe im Mai 2023 wieder aufgehoben.

Die Subkladen Ia und Ib wurden auf der Grundlage des Auftretens der Subklade Ib in der Demokratischen Republik Kongo definiert. Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Subklade Ia alle anderen Stämme der Klade I umfasst, die nicht Ib sind.

Das ECDC stuft das allgemeine Risiko einer Mpox-Infektion für die europäische Bevölkerung als niedrig ein. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei Personen mit mehreren Sexualpartnern in der EU/dem europäischen Wirtschaftsraum, die zuvor nicht mit der MPXV-Klade 2 infiziert waren oder während des Ausbruchs im Jahr 2022 nicht vollständig geimpft wurden, wird als moderat eingestuft.

Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit MPXV-Klade 1 bei engem Kontakt zu möglichen oder bestätigten importierten Fällen ist hoch, der Schweregrad der Erkrankung dürfte jedoch gering sein. (Stand 15.08.2024)

Alle EU-Länder sind dazu aufgerufen, Fälle möglichst schnell zu identifizieren, zu isolieren und die engen Kontakte nachzuverfolgen. Dafür sollen die diagnostischen Kapazitäten geschaffen und ein funktionierendes System für Contact Tracing aufgebaut werden. Gesundheits- und Laborpersonal sollte beim Verdacht auf Mpox entsprechende Schutzausrüstung tragen (Handschuhe, FFP2-Maske, wasserdichte Überbekleidung)

Die WHO ruft Gesundheitseinrichtungen dazu auf, Mpox bei entsprechenden Symptomen als Differentialdiagnose zu bedenken. Erhärte sich der Verdacht auf Mpox, sollen Patienten jedenfalls isoliert und Kontakte nachverfolgt werden. Besonders Männer, die mit wechselnden Partnern Sex mit Männern haben, sollten aufmerksam sein.

Fragebogen Mpox für Patient:innen mit Verdacht auf Mpox-Infektion

Impfstoff

Die in der EU zugelassene Impfung gegen Pocken (Imvanex ®) wurde am 22.7.2022 auch gegen Mpox zugelassen. In Österreich sind Imvanex und der US-Impfstoff Jynneos mit einer Zulassung der US-amerikanischen Behörde (FDA) gegen Mpox in begrenzter Anzahl verfügbar - siehe „Mpox-Impfempfehlung“.

Sowohl bei Jynneos als auch bei Imvanex handelt es sich um einen von der Firma Bavarian Nordic hergestellten Impfstoff, der ein auf dem modifizierten Vaccinia Virus Ankara basierender attenuierterten Lebendimpfstoff (MVA-BN) der 3. Generation ist und sowohl in der EU (Imvanex) als auch in den USA (Jynneos) neben seiner Anwendung gegen Pocken als Impfstoff gegen Mpox zugelassen ist. Diese beiden Impfstoffe sind vergleichbar und weisen nur geringfügige Unterschiede bezüglich des Herstellungsprozesses auf. Beide Impfstoffe werden, mit 28 Tagen Abstand, in zwei Dosen verabreicht. Bei Personen, die als Kind eine Pockenimpfung erhalten haben, ist eine Impfdosis ausreichend. 

Fach und Gebrauchsinformation Imvanex (siehe Product information: Fachinformation Seiten 2-13, Gebrauchsinformation Seiten 24-29)

Die englischsprachige US-Fachinformation wird für Anwender:innen hier zur Verfügung gestellt.

Sollten während oder nach der Anwendung des Impfstoffes Nebenwirkungen auftreten, können und sollen diese, wie bei jedem anderen Arzneimittel, an die österreichische Arzneimittelbehörde (BASG) gemeldet werden.

Veterinärmedizin

Mpox sind eine nach dem Tierseuchengesetz anzeigepflichtige Tierkrankheit.

Das Mpox- (Affenpocken-)Virus (MPXV) kommt endemisch in West- und Zentralafrika vor. Hier zirkuliert es vor allem in Kleinsäugern. Insbesondere Nagetiere sind das Erregerreservoir für Primaten und Menschen. Primaten und der Mensch sind eigentlich Fehlwirte.

Mpox wurde in Afrika in vielen Nagern nachgewiesen: in Ratten wie in den als Heimtieren beliebten Hamsterratten, der Gambia-Riesenhamsterratte (Cricetomys gambianus), in weiteren Cricetomys-Arten, in Rotnasenratten (Oenomys hypoxanthus) und Rüsselratten (Petrodromus sp.) sowie in Streifengrasmäusen (Lemniscomys sp.), in Bilchen (Haselmäuse, Afrikanischer Lorrain-Bilch Graphiurus lorraineus), in Hörnchenartigen (z. B. in afrikanischen Streifenhörnchen Funisciurus sp. und Sonnenhörnchen (Heliosciurus sp.) sowie in Spitzmäusen. Das genaue Wirtsspektrum ist noch nicht bekannt. Viele dieser Nagerarten, die auch gerne als Zoo- oder Heimtiere auf andere Kontinente exportiert werden, können - falls sie mit dem Erreger infiziert sind - diesen auf andere Tierarten aber auch auf den Menschen übertragen.  In den USA kam es zu einem Mpox-Ausbruch im Jahr 2003, als infizierte Nagetiere als Haustiere aus Afrika importiert wurden und das Virus auf Präriehunde übertrugen, die dann die Menschen im Mittleren Westen infizierten.

Die Übertragung der Infektion durch Heim- und Zootiere auf den Menschen kann durch direkten Kontakt (Bisse, Se- und Exkrete, durch respiratorische Tröpfchen, durch Haut-zu-Haut Kontakt mit Pockenläsionen) erfolgen. Auch Kontakt über die Umwelt z. B. durch virushaltige abgestoßene Hautkrusten beim Käfigreinigen ist möglich. Besonders hohe Konzentrationen an Erregern finden sich in den typischen Pockenläsionen. Pockenviren können sehr lange in den abfallenden Hautkrusten in der Umwelt überdauern. Umgekehrt sollten an Mpox erkrankte Menschen zum Schutz der Tiere jeglichen Kontakt mit ihren Haustieren (insbesondere mit Nagern) vermeiden.

Bislang konnte weder in Amerika noch in Europa ein endemisches Vorkommen von Mpox bei Tieren - insbesondere bei Nagetieren - nachgewiesen werden. Aus Afrika importierte Heim- bzw. Zootiere sollten auf jeden Fall veterinärmedizinisch auf die für Pockeninfektionen typischen Hautläsionen untersucht und für kurze Zeit vor Zusammenführen mit anderen Tieren in Quarantäne gehalten werden. Fachpersonal in Zoos und Zoohandlungen sollten sich beim Erstkontakt mit diesen aus Afrika importierten Tieren der Gefahr einer Infektion mit Mpox bewusst sein und dementsprechend Schutz- und Hygienemaßnahmen durchführen: Hierzu zählen unter anderem das Tragen von Einmalhandschuhen, Einmalmasken, Einmalarbeitsmäntel, Händedesinfektion, Vermeidung von Aufwirbeln von Stäuben beim Käfigreinigen, fachgerechte Entsorgung des Einstreumaterials.

Welttiergesundheitsorganisation (WOAH): Mpox

Informationen der EFSA zu Mpox

Diagnostik

Verdachtsproben können an die AGES geschickt werden:

Human:

Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Wien
Währingerstraße 25a, 1090 Wien
E-Mail: humanmed.wien@ages.at
Telefon: +43 50 555-37111

Veterinär:

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling
Robert Koch-Gasse 17, 2340 Mödling
E-Mail: vetmed.moedling@ages.at
Telefon: +43 50 555-38112

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Aktualisiert: 19.09.2024