AGES-Radar für Infektionskrankheiten - 26.09.2024

Zusammenfassung

Österreich hat heuer Höchstzahlen bei zwei Infektionskrankheiten: West-Nil-Fieber (35 Fälle) und Pertussis (Keuchhusten): Mit Stand 25.09.2024 wurden in Österreich 12.143 Keuchhusten-Fälle gemeldet.

Für SARS-CoV-2 wird im Abwasser und im Sentinel-System weiterhin eine Zunahme beobachtet.

Noch immer werden in Österreich vereinzelt neue Masern-Fälle gemeldet, insgesamt sind es heuer 501.

International geben wir Updates zu den Ausbrüchen der Aviären Influenza in den USA und Cholera im Sudan.

Im Thema des Monats stellen wir Meningitis und ihre wichtigsten Auslöser vor. Bakterielle Meningitis kann dramatisch verlaufen und bei Kleinkindern rasch zum Tod führen.

In unseren Meldungen weisen wir auf die erstmals kostenfreie Influenzaimpfung hin.

Situation in Österreich

2024 wurden in Österreich mehr Fälle von West-Nil-Fieber gemeldet als je zuvor, mit Stand 24.09.2024 waren 35 Infektionen bei Menschen bestätigt. Betroffen waren ausschließlich Erwachsene im Osten Österreichs.

Die meisten Fälle werden bei Routineuntersuchungen von Spenderblut gefunden. Einige Fälle wurden aufgrund neurologischer Symptomatik diagnostiziert, 16 Personen wurden stationär behandelt. Zwei Personen haben sich im Ausland angesteckt.

80 % der Fälle beim Menschen verlaufen symptomlos, bei 20 % kommt es zu einer grippeähnlichen Erkrankung und in Einzelfällen (ca. 0,7 %) kommt es zur West-Nil-Virus-assoziierten Meningoenzephalitis.

Auch bei Pferden und Vögeln wurden die bisher höchsten Fallzahlen registriert. Bei Pferden kann die Erkrankung ebenfalls schwer verlaufen, im Gegensatz zum Menschen, können sie durch eine Impfung geschützt werden.

Das West-Nil-Virus wird durch Gelsen übertragen, hauptsächlich von Stechmücken der Gattung Culex. Für die hohe Zahl an Fällen bei Menschen und bei Tieren dürfte die lange Hitzeperiode dieses Sommers in Österreich mit verantwortlich sein. Hohe Temperaturen sorgen für ein besseres Überleben der Gelsen, sie saugen öfter Blut, die Entwicklungszeit vom Ei bis zum erwachsenen Tier ist kürzer und die Saison dauert länger.

Im Rahmen eines von der AGES durchgeführten Überwachungsprogramms wurden Fallen in ganz Österreich aufgestellt. Für die nächsten drei Jahre ist ein einheitliches, österreichweites Monitoring gesichert. Heuer wurden bereits knapp 7.000 Gelsen gefangen und auf des West-Nil-Virus getestet, vier der Proben waren positiv.

Neben Österreich haben 16 weitere europäische Länder Fälle von West-Nil-Fieber gemeldet. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) ruft alle Länder auf, die Sicherheit von Blutspenden zu überwachen, beobachtet die Entwicklung und betreibt ein aktuelles Dashboard.

Für Menschen gibt es keinen zugelassenen Impfstoff. Als Vorbeugung sollte versucht werden, Gelsenstiche zu vermeiden (Kleidung, Repellents).

West Nil Virus - AGES

In Österreich beobachten wir im Sentinel derzeit einen Anstieg der mit SARS-CoV-2 positiv getesteten Personen. Passend dazu waren im Abwassermonitoring zuletzt steigende Werte erkennbar, aktuell könnten die Daten in den betroffenen Gebieten aufgrund der Hochwasserstände beeinflusst sein.

Die Anzahl der von akuten Atemwegsinfektionen betroffenen Personen ist im europäischen Durchschnitt auf niedrigem Niveau stabil, wobei einige Länder eine Zunahme der Aktivität berichten. In Österreich lassen die Zahlen der gemeldeten Krankenstände darauf schließen, dass derzeit zunehmend mehr Personen an Atemwegsinfektionen leiden. Ein wesentlicher Anteil davon wird, laut Sentinel, von SARS-CoV-2 verursacht. Bei den stationären Krankenhausaufnahmen von Covid-19-Erkrankten zeigt sich ein leichter Anstieg. 

Anfang Juli wurde ein angepasster Impfstoff gegen die JN.1-Variante zugelassen, dieser steht bereits bei den Impfstellen kostenlos zur Verfügung. Wie bereits im Vorjahr wird für einen bestmöglichen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen allen Personen ab 12 Jahren eine Impfung mit den neuen JN.1-Impfstoffen empfohlen, insbesondere um Personen ab 60 Jahren und Risikogruppen vor schweren Verläufen zu schützen. 

Aufgrund der zunehmenden SARS-CoV-2-Aktivität werden Händewaschen und allgemeine Hygienemaßnahmen empfohlen sowie das Vermeiden von Menschenansammlungen, sollten Krankheitssymptome auftreten. Das Tragen einer Maske kann dazu beitragen Infektionen vorzubeugen, wenn enge Kontakte mit vielen Menschen indoor nicht vermieden werden können, beispielsweise am Flughafen oder im Flugzeug.

Coronavirus - AGES

Die Pertussis-Zahlen sind in Österreich und vielen Ländern Europas im Jahr 2024 massiv angestiegen, auch in Ländern mit hoher Durchimpfungsrate. Details dazu haben wir im AGES-Radar vom 28.03.24 dargestellt.

Während im gesamten Vorjahr 2.791 Fälle in Österreich gemeldet wurden, sind es heuer bisher bereits 12.143 Pertussis-Erkrankungen (Stand: 25.09.2024).

Auch bei einer hohen Impfquote muss mit Erkrankungen gerechnet werden. Der Sinn der Impfung ist in erster Linie der Schutz von Säuglingen und Kleinkindern vor einem schweren Verlauf und Tod.

Die Impfung ist in Österreich für Kinder im kostenfreien Impfprogramm enthalten. Die Grundimmunisierung im Säuglingsalter sollte im Volksschulalter, bevorzugt mit Schuleintritt, aufgefrischt werden. Damit der Impfschutz aufrecht bleibt, sollte die Impfung regelmäßig, bis zum vollendeten 60. Lebensjahr alle zehn Jahre und ab dem vollendeten 60. Lebensjahr alle fünf Jahre, aufgefrischt werden. Die Pertussis-Impfung wird allen Personen empfohlen.

Um Säuglinge in den ersten Lebensmonaten zu schützen, wird insbesondere schwangeren Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel die Impfung nahegelegt, unabhängig vom Abstand zur letzten Pertussis-Impfung. Dadurch erhalten Neugeborene durch mütterliche Antikörper einen Schutz.

Weiterführende Informationen zur Pertussis-Impfung finden Sie im Impfplan Österreich 2023/2024 Version 2.0 (sozialministerium.at).

Keuchhusten (Pertussis) - AGES

 

Heuer wurden in Österreich 501 Masern-Fälle gemeldet (Stand 25.09.2024). In der Woche vom 16. – 23. September ist erstmalig heuer kein neuer Fall hinzugekommen. Schon vorher war die Zahl der Neuinfektionen seit einigen Wochen gering, dennoch muss mit einem vermehrten Auftreten von Masernerkrankungen gerechnet werden, auch aufgrund der bevorstehenden kühleren Jahreszeit.

Die AGES aktualisiert hier wöchentlich die Daten.

Informationen zur Masern-Mumps-Röteln-Impfung finden Sie im Impfplan Österreich 2023/2024 (sozialministerium.at).

Heuer kam es in zahlreichen Ländern weltweit zu Masernausbrüchen. Die Impfrate von Kindern weltweit, die eine erste Masernimpfung erhalten hatten, war 2023 deutlich niedriger als noch im Jahr 2019. Obwohl Masern mit Hilfe der Impfung global eliminiert werden könnten, sind im Jahr 2022 weltweit 136.000 Menschen an Masern verstorben, die meisten davon Kinder unter fünf Jahren.

Masern - AGES

 

Internationale Ausbrüche

Nach dem Anstieg der Fallzahlen und vor allem der Todesfälle durch Cholera im vergangenen Jahr, bleiben auch in diesem Jahr die Zahlen der mit Cholera infizierten Personen weltweit hoch: mit 16. September 2024 meldet die WHO 411.800 Fälle und 3.100 Todesfälle durch Cholera. In 30 Ländern kursieren Ausbrüche.

Eines dieser Länder ist der Sudan, mit 12.344 Fällen und 405 Todesfällen. Am 12. August dieses Jahres rief der sudanesische Gesundheitsminister eine Choleraepidemie aus.

Die Situation im Sudan ist nach über 16 Monaten Konflikt katastrophal. Viele Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört. Derzeit sind 25 Millionen Menschen im Land auf humanitäre Hilfe angewiesen und 3,6 Millionen Kinder leiden unter akuter Mangelernährung. Durch die Zerstörung der Infrastruktur und die Vertreibung der Bevölkerung, ist der Zugang zu sicheren und sauberen Wasser- und Nahrungsquellen extrem erschwert. Die derzeit auftretenden Überflutungen nach Starkregen, haben die Situation weiter verschärft. All dies begünstigt den Ausbruch von Infektionskrankheiten, neben Cholera gibt es derzeit auch Ausbrüche von Impfstoff-abgeleiteter Polio, Masern, Malaria, Dengue-Fieber und Rubella.

Cholera ist eine Durchfallerkrankung, die durch Toxin-bildenden Stämme des Erregers Vibrio cholerae hervorgerufen wird. Die Übertragung erfolgt über menschliche Fäkalien, die Wasser und Lebensmittel kontaminieren. Eine direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist selten.

Bei richtiger Behandlung, ausreichender Zufuhr von sauberem Wasser und Elektrolyten, verläuft die Erkrankung meist mild und die Sterblichkeit ist niedrig. In Katastrophengebieten ist eine entsprechende Versorgung oft nicht gegeben und Cholera kann zum Tod führen, insbesondere bei Kindern. Der Aufbau einer stabilen Trinkwasserversorgung, Hygiene und der Kampf gegen Armut sind die wirksamsten Mittel gegen Cholera-Ausbrüche.

Cholera - AGES

 

 

Ein neuer Fall von aviärer Influenza beim Menschen sorgt seit 6. September für vermehrte Aufmerksamkeit, weil nicht klar ist, wie sich die Person infiziert hat. Es konnte bisher kein Tierkontakt erhoben werden. Das bei dieser Person gefundenen Virus zeigt allerdings keine Anpassung an den Menschen, sondern genetisch starke Ähnlichkeit zu den bei Milchkühen nachgewiesene Aviären Influenza Viren.

Das Risiko wird von WHO, CDC und ECDC für die Allgemeinbevölkerung weiterhin als gering eingestuft.

Details zum Infektionsgeschehen in den USA finden Sie im Radar vom 29.08.2024.

Weitere Informationen zur aviären Influenza in Österreich finden Sie im Tierseuchenradar.

Aviäre Influenza - AGES

H5 Bird Flu: Current Situation | Bird Flu | CDC

 

Dengue-Virus

Für das Jahr 2024 wurden in Europa insgesamt 106 autochthone, im Land selbst erworbene, Fälle von Dengue-Fieber gemeldet. Davon 57 in Frankreich, mit der ersten Meldung des Jahres am 8. Juli 2024. Die Regionen Provence-Alpes-Côte d’ Azur und Auvergne-Rhône-Alpes im Südosten und die Region Okzitanien im Süden sind betroffen. In Spanien wurden mit Stand 25.09.2024 acht Fälle in Katalonien, im Nordosten Spaniens gemeldet; in Italien 41, in den Regionen Lombardei, Emilia-Romagna und Venetien in Norditalien und in der Toskana und Marken, die in Mittelitalien liegen. In Österreich wurde heuer kein autochthoner Fall gemeldet.

Laut ECDC sind Ausbrüche in Gebieten, in denen die Asiatische Tigermücke, Aedes albopictus, vorkommt, zu erwarten.

Dengue-Fieber ist eine grippeähnliche virale Erkrankung, die durch bestimmte Stechmücken übertragen wird.

Reisenden wird entsprechend zu Gelsenschutz geraten (lange Kleidung, Anti-Gelsen-Mittel). In Österreich ist ein Impfstoff gegen das Dengue-Fieber für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene zugelassen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es für Reisende keine allgemeine Impfempfehlung gegen Denguefieber.

Dengue - AGES

Thema des Monats

Am 5. Oktober ist Welt-Meningitis-Tag. Seit 2009 findet dieser jährlich statt, um auf die Erkrankung aufmerksam zu machen und letztlich Leben zu retten.

Eine Meningitis ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshaut, den Meningen. Bei bakteriell bedingten Meningitiden kann es zu sehr schweren bis tödlichen Verläufen kommen, wenn die Behandlung zu spät erfolgt. Dies ist besonders bei der Meningokokken-Meningitis der Fall.

Die unterschiedlichen Auslöser

Bakterien

Zu den häufigsten bakteriellen Erregern zählen die Meningokokken, Neisseria meningitidis. In Österreich sind Meningokokken der Serogruppe B vorherrschend, auch Infektionen mit den Serogruppen C und Y können vorkommen.

Das Bakterium kann häufig im Nasenrachenraum bei einem Abstrich entdeckt werden. Dort siedelt es zumeist ohne eine Erkrankung auszulösen, dies wird als asymptomatischer Trägerstatus bezeichnet. Wenn die bakterielle Besiedelung sich weiter ausbreitet, kann es zu einer invasiven bakteriellen Meningokokken-Infektion kommen, welche zu Meningokokken-Meningitis und Sepsis führt.

Diese Form der Meningitis schreitet schnell voran, mit einer Letalität von 8 % bis 15 %. Am häufigsten erkranken Kleinkinder, eine zweite Häufung gibt es bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Die Übertragung erfolgt ausschließlich von Mensch zu Mensch. Das Risiko einer Ansteckung ist gering, da die Bakterien nur kurze Zeit außerhalb des menschlichen Organismus überleben können. Jedoch kommt es immer wieder zu Ausbrüchen nach großen Menschenansammlungen, wie bei Versammlungen oder großen Festen. Die Ansteckung erfolgt über Tröpfchen- oder Schmierinfektion.

Weitere Bakterien, die eine Meningitis auslösen können, sind unter anderen Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ B. Virusbedingte Meningoenzephalitiden sowie invasive bakterielle Erkrankungen (Meningitiden und Sepsis) unterliegen in Österreich der Meldepflicht.

Eine durch Bakterien hervorgerufene Meningitis ist in ihrer Ausprägung meist schwerwiegender als eine durch Viren ausgelöste und kann tödlich enden. Kinder unter fünf Jahren sind häufiger betroffen als ältere Kinder oder Erwachsene.

Viren

Die häufigsten Erreger einer viralen Meningitis sind Enteroviren, vor allem Echoviren und Coxsackie-Viren. Eine Meningitis ausgelöst durch einen viralen Erreger ist zwar häufiger als eine durch Bakterien ausgelöste, aber die Symptome sind zumeist milder beziehungsweise kann die Infektion auch gänzlich asymptomatisch verlaufen.

Andere Auslöser

Auch Pilze, Parasiten, Protozoen (Einzeller), Krebserkrankungen, entzündliche Erkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen können eine Meningitis auslösen.

Wirksame Impfung steht zur Verfügung

Für einen Schutz gegen die gängigsten bakteriellen Erreger gibt es in Österreich Impfungen: eine gegen Meningokokken der Gruppe B, eine gegen die Gruppen A, C, W und Y, eine gegen Haemophilus-Influenzae-B. Letztere ist in der 6-fach Impfung enthalten. Die Impfung gegen Pneumokokken wird zugleich mit der 6-fach Impfung in Form eines Konjugatimpfstoffes verabreicht.

Alle angeführten Impfungen sind im Österreichischen Impfplan empfohlen, Haemophilus Influenzae B und Pneumokokken sind im kostenfreien Impfprogramm enthalten. In Deutschland werden die Kosten für die Meningokokken B und C von den Krankenkassen übernommen. Eine Impfung gegen andere Erreger kann bei Auslandsreisen empfohlen sein, beispielsweise gegen Tuberkulose.

Ein Viertel der invasiven Meningokokkenerkrankungen tritt bei Kindern im 1. Lebensjahr auf – dies unterstreicht die Wichtigkeit der Impfung schon im Säuglingsalter.

Wie gut die Impfung wirkt, zeigt ein Beispiel aus den afrikanischen Epidemiegebieten. Der afrikanischen Meningitisgürtel reicht vom Senegal im Westen, bis Äthiopien im Osten und umfasst 26 Länder. Hier sind Erreger der Serogruppen A, C, W135 und Y häufig vertreten und es kommt zwischen November und Juni immer wieder zu Epidemien. Seit 2010 die Einführung eines Meningokokken-A-Konjugat-Impfstoffs mittels vorbeugender Impfkampagnen erfolgte ist, ist der Anteil der Serogruppe A Infektionen deutlich zurückgegangen.

Situation in Österreich

Die Zahl der invasiven Meningokokken-Fälle in Österreich ist niedrig, im Jahr 2023 waren es 16 gemeldete Fälle und es gab keine Todesfälle. Heuer sind es 13 bestätigte Fälle, darunter ein Todesfall (Stand: 25.09.2024).

Zu den Symptomen einer Meningitis zählen Fieber mit ausgeprägtem Krankheitsgefühl und Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, schmerzhafte Nackensteifigkeit (Meningismus), Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen, Rückenschmerzen, Benommenheit und Verwirrtheit.

Bei Säuglingen und Kleinkindern zeigen sich oft unspezifische Symptome, der typische Meningismus fehlt häufig. Es kann zu einer gespannten oder gewölbten Fontanelle (Spalte zwischen den Schädelplatten - Schädelnaht) kommen und zu fahler oder fleckiger Haut; weitere Anzeichen können Nahrungsverweigerung, Schreckhaftigkeit, hohes schrilles Schreien oder Jammern bei Berührung, steifer Körper mit krampfartigen Bewegungen oder ein schlaffer Körper sein. Durch die unspezifischen Symptome kann es, vor allem bei Säuglingen, schwierig sein den Ernst der Lage zeitnahe richtig einzuschätzen.

Bei Erwachsenen kann die Diagnose über ein ausführliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung gestellt werden. Der Erregernachweis erfolgt mit einer Blutuntersuchung. Auch die Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) kann zu Bestätigung der Diagnose erforderlich sein.

Besonders stark sind die Meningitis-Symptome bei der bakteriellen Meningitis. Innerhalb von Stunden können sich die anfänglich leichten Symptome massiv verschlimmern, es kann zu einer Sepsis kommen und zum Tod führen. Deshalb ist es entscheidend, bei einer bakteriellen Hirnhautentzündung die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und ärztliche Hilfe zu suchen.

Die Entzündung der Gehirnhäute kann langfristige Schäden im Nervensystem verursachen und zu lebenslangen Einschränkungen führen, etwa Hörverlust, Gedächtnisprobleme, Lernschwierigkeiten und Epilepsie.

Meningokokken - AGES

Who we are | CoMO (comomeningitis.org)

 

Meldungen

Die Influenza-Impfung ist im Rahmen des öffentlichen Impfprogramms (ÖIP) Influenza für die Saison 2024/2025 erstmals für alle gratis. Das Impfprogramm ist eine Aktion des Bundes, der Bundesländer und der Sozialversicherung.

Informationen zum Impfprogramm: https://impfen.gv.at/impfungen/influenza 

Eine Liste mit Impfstellen steht auf der ÖGK Website zur Verfügung. Die Ärztekammer Wien hat angekündigt eine Auflistung der teilnehmenden Arztpraxen Anfang Oktober zu veröffentlichen.

 

 

Nach den Überschwemmungen in vielen Gebieten Österreichs, ist in einigen Regionen das Trinkwasser verunreinigt. Obwohl hierzulande die Überwachung gut funktioniert, warnt ECDC auch in Zentraleuropa davor, dass als Folge der Überschwemmungen vor allem Infektionen zunehmen könnten; dies betrifft unter anderem Erreger wie Campylobacter, Legionellen, Leptospiren und E.coli.

ECDC empfiehlt Maßnahmen wie geeignete Schutzkleidung bei Aufräumarbeiten, Wassermanagement, um das Wachstum von Legionellen zu bremsen und vor allem Kommunikation von Risiken in den betroffenen Gebieten.

Überschwemmungen sind die häufigste Art von Naturkatastrophen in Europa. Die direkten gesundheitlichen Folgen stehen in erster Linie in Zusammenhang mit Trinkwasser, eine große Gelsenplage wird, auf Grund der kühler werdenden Temperaturen, nicht erwartet; von Gelsen verbreitete Erkrankungen sollten daher in Österreich keinen Aufschwung durch die Überschwemmungen haben.

Noch folgenschwerer sieht es derzeit in vielen anderen Teilen der Welt aus, die beinahe zeitgleich mit Europa Überschwemmungen erlitten haben. In West- und Zentralafrika mussten 100.000de vor den Wassermassen flüchten, in Nigeria ist ein Damm gebrochen, die Millionenstadt Maiduguri wurde Großteils überflutet. Auch in Japan mussten nach extremen Regenfällen tausende Menschen evakuiert werden.

Corynebakterien sind irregulär geformte (keulenförmige) Stäbchenbakterien. Die meisten Vertreter dieser Gruppe sind opportunistische Keime, sie sind also nur unter speziellen Bedingungen krankmachend. Die größte klinische Bedeutung hat Corynebacterium (C.) diphtheriae, der klassische Erreger der Diphtherie, wobei nur Toxin-produzierende Stämme eine Diphtherie verursachen können. Neben C. diphtheriae können auch andere Spezies, wie C. ulcerans und C. pseudotuberculosis, Ursache einer Diphtherie sein.

Im Jahr 2023 wurden an der Nationalen Referenzzentrale für Diphtherie – Labor 128 Proben untersucht. In 30 Fällen wurde C. diphtheriae und in drei Fällen C. ulcerans identifiziert. Bei vier dieser Isolate (drei C. diphtheriae, ein C. ulcerans) wurde eine Toxinproduktion detektiert. Bei einem C. diphtheriae-Isolat wurde eine Resistenz gegen Penicillin festgestellt, jeweils zwei Isolate wiesen eine Resistenz gegenüber Amoxicillin und Erythromycin auf, wobei es sich bei allen resistenten Isolaten um nicht-toxigene Stämme handelte. Es wurde keine kombinierte Resistenz gegenüber Penicillinen und Makroliden festgestellt. Im Vergleich zum Vorjahr ist in Österreich sowohl die Zahl der eingesendeten Proben als auch die Anzahl der nachgewiesenen Toxin-produzierenden Corynebakterien im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen.

Diphtherie - AGES

 

Am 19. September erhielt Jordanien die Bestätigung von der WHO, Lepra eliminiert zu haben. In dem Land gab es seit zwei Jahrzehnten keinen autochthonen, im Land selbst erworbenen, Fall dieser Erkrankung. Jordanien gilt damit als erstes Land der Welt, in dem Lepra endemisch war und das diese Krankheit eliminieren konnte - eine Krankheit, welche die Menschen seit Jahrtausenden begleitet. Die WHO sieht dies als einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der globalen Gesundheit.

 

Fachbegriff Epidemiologie

Die Mortalität gibt die Sterblichkeit in einer Population in einem bestimmten Zeitraum an, üblicherweise ausgewiesen als krankheitsspezifische Mortalität:

Anzahl der in einer Population in einem Zeitraum an einer Krankheit Gestorbenen geteilt durch die Anzahl der Angehörigen dieser Population (z. B. Einwohnerzahl)

Die Mortalität beantwortet also die Frage, wie viele Menschen einer definierten Gruppe innerhalb eines gewissen Zeitraums an einer bestimmten Krankheit verstorben sind. Synonyme sind Sterblichkeit, Sterberate, Todesrate.

Die Mortalität hat eine wesentliche Bedeutung als eine der Grundlagen der Epidemiologie. Bereits im 17. Jahrhundert legte John Graunt mit seiner Analyse von Sterberegistern in London den Grundstein für die moderne Epidemiologie, indem er Zusammenhänge zwischen Todesfällen und bestimmten Ursachen erkannte und so die Mortalitätsstatistik als Werkzeug der Epidemiologie etablierte.

Über das Radar

Das AGES-Radar für Infektionskrankheiten erscheint monatlich. Ziel ist es, der interessierten Öffentlichkeit einen raschen Überblick zu aktuellen Infektionskrankheiten in Österreich und der Welt zu geben. Die Krankheiten werden kurz beschrieben, die aktuelle Situation wird geschildert und, wo es sinnvoll und möglich ist, wird das Risiko eingeschätzt. Links führen zu tiefergehenden Informationen. Im "Thema des Monats" wird jeweils ein Aspekt zu Infektionskrankheiten genauer betrachtet.

Wie wird das AGES-Radar für Infektionskrankheiten erstellt?

Wer: Das Radar ist eine Kooperation der AGES-Bereiche „Öffentliche Gesundheit“ und Risikokommunikation.

Was: Ausbrüche und Situationsbewertungen von Infektionskrankheiten:

  • National: Basierend auf Daten aus dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS), der Ausbruchsabklärung und regelmäßigen Berichten der AGES und der Referenzlabore
  • International: Basierend auf strukturierter Recherche
  • Thema der Woche (Jahresplanung)
  • Meldungen zu wissenschaftlichen Publikationen und Events

Weitere Quellen:

Akute infektiöse respiratorische Erkrankungen treten in der kalten Jahreszeit vermehrt auf, darunter COVID-19, Influenza und RSV. Diese Erkrankungen werden über verschiedene Systeme beobachtet, wie dem Diagnostischen Influenza Netzwerk Österreich (DINÖ), dem ILI-(Influenza-like-Illness)-Sentinel-System und dem Österreichischen RSV-Netzwerk (ÖRSN). Die Situation in den Krankenhäusern wird über das SARI-(Schwere Akute Respiratorische Erkrankungen)-Dashboard erfasst.

Österreichische Labore schicken SARS-CoV-2-Proben zur Sequenzierung an die AGES. Die Ergebnisse der Sequenzierung werden regelmäßig auf der AGES-Website veröffentlicht. 

Für die internationalen Berichte werden Gesundheitsorganisationen (WHO, ECDC, CDC, …) Fachmedien, internationale Presse, Newsletter und Social Media routenmäßig beobachtet.

Für Infektionserkrankungen in Österreich erfolgt die Einschätzung der Situation durch die Expert:innen der AGES, ebenso für internationale Ausbrüche, für die keine Einschätzung von WHO oder ECDC vorliegen.

Disclaimer: Die Themen werden nach redaktionellen Kriterien ausgewählt, es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Anregungen und Fragen an: wima@ages.at

Da die Antwort auf Anfragen ebenfalls zwischen allen Beteiligten (Wissensmanagement, INFE, Risikokommunikation) abgestimmt wird, bitten wir um etwas Geduld. Eine Antwort erfolgt innerhalb einer Woche.

Das nächste AGES-Radar erscheint am 31.10.2024.

Aktualisiert: 26.09.2024