Mykoplasmose beim Geflügel

Mycoplasma gallisepticum, M. synoviae, M. meleagridis, (M. iowae)

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Steckbrief

Mykoplasmen-Infektionen bei Geflügel und Vögeln werden durch unterschiedliche Mycoplasma -Spezies verursacht, hauptsächlich durch Mycoplasma gallisepticum (MG) und Mycoplasma synoviae (MS) bzw. bei Puten besonders Mycoplasma meleagridis (MM). Die genannten Mykoplasmen zeigen eine hohe Spezifität für Geflügel und Vögel und verursachen in der Regel keine Symptome bei Säugetieren. Eine Infektion mit MG, MS oder MM kann bei Hühnern, Puten und anderen Vogelarten vor allem durch sekundäre bakterielle oder virale Infektionen zu hohen Verlusten in der Produktion führen.

Vorkommen

Weltweit

Wirtstiere

Hühner, Puten, anderen Vogelarten

Infektionsweg

Die Erreger werden durch infizierte Tiere sowie über belebte und unbelebte Vektoren in Bestände eingetragen, Tiere einer Herde werden durch Staub und Aerosole über den Atmungstrakt ansteckt. Für die Ausbreitung der Infektion hat die Übertragung der Erreger von infizierten Elterntieren über das Brutei große Bedeutung.

Inkubationszeit

Herden können über lange Zeit ohne Symptome infiziert sein, als Inkubationszeit werden 3 bis 10 Tage bzw. bis Wochen angegeben

Symptomatik

Verminderten Schlupfraten, Schlupf lebensschwacher Küken, Entzündungen des oberen Atmungstraktes, Schnupfen, Niesen, Schwellungen von Augenlidern und Gelenken, Bewegungsstörungen, Eischalenveränderungen

Therapie

International steht als Grundlage der Bekämpfung die Erkennung von positiv getesteten Zuchttieren im Vordergrund. Für einige Geflügelarten und Vögel stehen unterschiedliche Impfstoffe und antibiotische Therapeutika zur Verfügung.

Vorbeugung

Aufbau und Erhaltung erregerfreier Zuchtbestände, Impfstoffe

Situation in Österreich

Durch konsequente Bekämpfung mittels Überwachung der Zuchtbestände wurden Mycoplasma gallisepticum (MG) und Mycoplasma meleagridis (MM) in Österreich zurückgedrängt. Das Auftreten von MG bzw. MM bei Zuchtgeflügel ist meldepflichtig. Mycoplasma synoviae (MS) kommt in Österreich bei Legetieren und in Kleinhaltungen vor und wird antibiotisch behandelt, wobei eine Erregerfreiheit in der Herde oft nicht dauerhaft erreicht werden kann.

Fachinformation

Geflügelpathogene Mykoplasmen gehören zur Gattung Mollicutes, Ordnung Mycoplasmatales, Familie Mycoplasmataceae, die als zellwandlose gramnegative, kokkoid-pleomorphe Bakterien intra- und extrazellulär vorkommen können. Infektionen beim Geflügel und bei Vögeln werden durch unterschiedliche Mycoplasma Spezies verursacht, hauptsächlich durch Mycoplasma gallisepticum (MG) und Mycoplasma synoviae (MS) bzw. bei Puten besonders Mycoplasma meleagridis (MM) und selten Mycoplasma iowae. Diese Mykoplasmen kommen weltweit vor und verursachen bei hoher Morbidität aber niedriger Mortalität hohe Verluste in der Geflügelproduktion. Sie sind aufgrund des Fehlens einer Zellwand gegen viele Antibiotika resistent, aber empfindlich gegenüber handelsüblichen Desinfektionsmitteln und Umwelteinflüssen.

Infektionen verlaufen oft chronisch oder subklinisch, die erst bei Auftreten von Stressoren in der Geflügelherde mit Symptomen der oberen Atemwege, Bindehäute, Luftsäcke sowie des Ovarialtraktes einhergehen. Tiere können latent infiziert sein und Mykoplasmen vertikal über das Brutei übertragen, was in schlechten Schlupfraten, erhöhter Kükensterblichkeit und lebensschwachen Küken resultiert. Eine Infektion mit MG, MS oder MM kann bei Hühnern, Puten und anderen Vogelarten vor allem durch sekundäre bakterielle (z. B. E. coli, Pasteurella sp., ORT) oder virale Infektionen (z .B. IBV, NDV, ART) bzw. andere Stressoren bevorzugt in der Legephase zu hohen Verlusten in der Produktion führen. Diese Tiere zeigen einen allgemeinen Leistungsabfall (Mast- oder Legeleistung) und katarrhalische bzw. fibrinöse Exsudate an den Schleimhäuten des Respirationstraktes. Schnupfen, Niesen, Nasen- und Augenausfluss sowie Rasselatmung und dadurch bedingte schlechte Futteraufnahme zeigen sich aufgrund von Sinusitis, Konjunktivitis bis zu hochgradig geschwollenen Augenlidern, Bronchitis und Aerosacculitis. Besonders bei MS-Infektionen sind Bewegungsunfähigkeit oder Lahmheiten durch Gelenksentzündungen mit deutlichen Schwellungen und sichtbare Eischalendeformationen möglich.

Puten sind besonders empfindlich gegenüber Mykoplasmen und zeigen schwere Symptomatik, die bei Infektion des Nervensystems als Tortikollis und Opisthotonus ausgeprägt sein kann.

Die genannten Mykoplasmen zeigen eine hohe Spezifität für Geflügel und Vögel und verursachen in der Regel keine Symptome bei Säugetieren. Empfänglich sind vor allem Puten und Hühner. Fälle bei Fasanen, Pfauen, Tauben, Wachteln, Enten, Gänsen und Papageienvögeln sind bekannt.

Diagnostik

Für die Einzeltierdiagnostik stehen PCR-Methoden zum Antigennachweis zur Verfügung. Für Bestandsuntersuchungen, die nach Geflügelhygieneverordnung (2007) bzw. in Eigenkontrollprogrammen des Geflügelgesundheitsdienstes (QGV) bei Zuchttieren durchgeführt werden, werden PCR-Methoden und serologische Tests angewendet. Als serologische Screening-Methoden werden vor allem die Serumschnellagglutination und Elisatechniken verwendet.

Für die bakteriologische Diagnostik mittels Anzucht der Mykoplasmen sind Tupfer aus den Atemwegen von erkrankten, frisch toten oder direkt nach dem Verenden eingefrorenen Tieren notwendig. Die bakteriologische Kultur ist aufgrund der hohen Ansprüche der Erreger an die Nährmedien und der daraus resultierenden Komplexität der Nährbodenherstellung meist nur in speziellen Labors möglich.

Kontakt

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling

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Aktualisiert: 26.08.2024