ISM: Bewertung insektenschonender Mähtechniken

Zusammenfassung

Zum ersten Mal wurde unter praxisnahen Bedingungen und mit Berücksichtigung der Unterschiede im Jahresverlauf untersucht, wie sich verschiedene Mähtechniken im Dauergrünland auf die Insektenvielfalt auswirken. Es hat sich gezeigt, dass es deutliche Unterschiede der Sterblichkeitsraten von Insekten in Zusammenhang mit der eingesetzten Mähtechnik gibt. Des Weiteren wurde eine Grundlage für die objektive Kategorisierung von Mähgeräten nach ihrer insektenschonenden Wirkung geschaffen.

Projektbeschreibung

2023 wurden in Österreich über 720.00 ha Dauergrünland gemäht. Diese Flächen sind nicht nur wichtig für die Produktion hochwertiger Lebens- und Futtermittel, sondern dienen außerdem als Lebensraum für Insekten. In den letzten Jahrzehnten hat die Anzahl an Insekten stetig abgenommen. Vom Artenschwund betroffen sind vor allem Wiesen, die sich in einer stark landwirtschaftlich genutzten Umgebung befinden, aber auch Wald- und Schutzgebiete. Je nach Mähgerät werden bei jedem Mähvorgang bis zu 88 % der Insekten vernichtet. Insektenfreundliche Mähtechniken stellen eine einfache und effektive Möglichkeit dar, Insekten zu schützen und zur Erhaltung der Biodiversität beizutragen.

Insektenschonende Mähtechniken zielen darauf ab, die Lebensbedingungen und den Lebensraum von Insekten zu erhalten und zu fördern. Wenn es durch Adaptierungen an den Mähwerken gelingt, die Insektenverluste bei der Mahd zu verringern, kann die Insektenpopulation auf einem höheren Niveau erhalten bleiben und sich so positiv auf die nachfolgende Nahrungskette (z. B. Vogelpopulation) und die gesamte Umwelt auswirken.

Nutzen des Projekts

Vorrangiges Ziel des Forschungsprojektes war die Untersuchung der Auswirkungen der eingesetzten landwirtschaftlichen Mähtechniken auf Insekten unter – in der Landwirtschaft - möglichst praxisnahen Zeitpunkten und Bedingungen. Außerdem wurden „Schutz- und Scheuchvorrichtungen“ an Mähgeräten erprobt und untersucht, ob diese die Insektenverluste verringern können. Anhand der Ergebnisse sollten außerdem mögliche Verbesserungen in der Konstruktion der Mähtechnik abgeleitet werden, um so Insektenverluste bei der Mahd im Wirtschaftsgrünland zu minimieren.

Zwei Saisonen lang wurden fünf verschiedene Mähvarianten und deren Einfluss auf die Insekten im Wirtschaftsgrünland im Jahresverlauf verglichen: Doppelmessermähwerk, Scheibenmähwerk, Scheibenmähwerk mit Aufbereiter, Scheibenmähwerk mit Aufbereiter und Schutz-/Scheuchvorrichtung Striegel, Scheibenmähwerk mit Aufbereiter und Schutz-/Scheuchvorrichtung Abweiserblech. An acht Versuchstagen wurden die verschiedenen Mähvarianten auf Wirtschaftsgrünland, das vier- bis fünfmal gemäht wird (vier- bis fünfmähdigen)  und ein- bis zweimähdigen Naturschutzflächen getestet. Mähtermine fanden realitätsnah zu dem im Versuchsjahr ortsüblichen Zeitpunkten statt. Vor der Mahd wurde das Insektenvorkommen erhoben, nach der Mahd die Insektenverluste. Wegfliegende Insekten wurden mit Netzen eingefangen und das Mähgut untersucht. Die noch lebenden bzw. geschädigten Insekten wurden gezählt und die Ergebnisse statistisch ausgewertet.

Als schonendste Variante präsentierte sich das Doppelmessermähwerk mit weniger als 5 % Insektenverlusten. Beim Scheibenmähwerk lag die Mortalität mit 10 % bereits doppelt so hoch.

Bei den drei Mähvarianten mit Aufbereiter zur Beschleunigung des Trocknungsvorgangs der gemähten Pflanzen, zeigten sich Werte von 15 bis 20 %. Die Schutz- und Scheuchvorrichtungen „Striegel“ und „Abweiserblech“ haben signifikant keine Verbesserungen gebracht. Durch das tendenziell bessere Abschneiden der Scheuchvorrichtung „Striegel“ erscheint eine Weiterentwicklung jedoch sinnvoll.

Es zeigte sich außerdem, dass große Insekten beim Mähvorgang einem höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt waren als kleinere. In den Sommermonaten war die Insektenzahl am höchsten, aufgrund der natürlichen Entwicklung sind Insekten zu diesem Zeitpunkt außerdem sehr groß. Ein Verzicht auf einen Aufbereiter kann sich hier besonders insektenschonend auswirken.

Verschiedene Insektengruppen wiesen außerdem unterschiedliche Sterblichkeitsraten auf, so konnten vergleichsweise seltener Wild- und Honigbienen beobachtet werden. Dies liegt insbesondere daran, dass sowohl Wild- als auch Honigbienen zum Mähzeitpunkt selten auf den Wiesen anzutreffen waren und daher kaum betroffen waren.

Projektdetails

Projekttitel: Erhebung von Grundlagen zur Bewertung insektenschonender Mähtechniken im Wirtschaftsgrünland und in artenreichen Magerwiesen

Projektakronym: AGES ISM II

Projektleitung: Maschinenring, DI Johannes Hintringer

Projektleitung AGES: Dr. Josef Mayr, Institut für Saat- und Pflanzgut, Pflanzenschutzdienst und Bienen

Projektpartner: Maschinenring Oberösterreich, Pöttinger Landtechnik GmbH, Dr. Johann Neumayer, Dr. Martin Schwarz, Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum Wieselburg, Universität für Bodenkultur Wien

Finanzierung: Förderprogramm BMLRT (BMNT, BMLFUW) - DAFNE

Projektlaufzeit: 07/2020-03/2023

Weitere Informationen

Website des Projekts ISM

 

Aktualisiert: 04.09.2024